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Was es bei der Reise in die Cloud zu beachten gilt

| Published by René Jaun
Martin Andenmatten, Eurocloud-Swiss-Präsident. (Source: zVg)

Am kommenden Eurocloud-Swiss-Event geben Unternehmen Einblick in ihre Reise in die Cloud. Die Frage nach der Integration ist dabei immer zentral, sagt Martin Andenmatten, Präsident von Eurocloud Swiss. Bei aller Technik dürfen aber auch die Mitarbeitenden nicht vergessen werden.

Woran erkennen CEOs oder CIOs, dass die Zeit für den Wechsel in die Cloud gekommen ist?
Martin Andenmatten: Eines der offensichtlichsten Zeichen sind grössere Investitionen in die Infrastruktur. Wenn ein Wechsel von Hardware und Software ansteht, sollte eine Migration in die Cloud ernsthaft in Betracht gezogen werden. Dies gilt auch für Unternehmen, die immer wieder Probleme mit Kapazitätsengpässen haben, weil für terminlich begrenzte Aktionen die bestehenden Ressourcen nicht ausreichen. Für viele Organisationen ist der Wechsel in die Cloud auch die Chance, die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihrer IT-Lösungen zu erhöhen. CIOs sind immer seltener in der Lage, die wechselnden Bedrohungen und Schwachstellen im Griff zu behalten. Hier haben professionelle und seriöse Cloud-Anbieter viel mehr Möglichkeiten und Ressourcen.

Wen, ausser die IT-Abteilung, muss die Geschäftsleitung für eine erfolgreiche Cloud-Migration ins Boot holen?
Der Wechsel in die Cloud sollte nie als reines IT-Projekt umgesetzt werden. Die Cloud sollte immer als Lösungsansatz für die Umsetzung der Business-Strategie, wie etwa die digitale Transformation, angesehen werden. Entsprechend sind die Stakeholder dieser Initiativen immer in solche Projekte einzubeziehen. Zudem muss man wissen, dass Daten und Anwendungen ausserhalb des Unternehmens bei einem externen Provider, allenfalls in einer anderen Rechtsordnung, angewendet und gespeichert werden. Hier bekommen regulatorische und rechtliche Anforderungen eine zusätzliche Bedeutung, sodass Compliance, Risikomanagement und Datenschutzverantwortliche wesentliche Schlüsselrollen in einem Cloud-Migrationsprojekt werden.

Die Frage nach der Cloud-Integration in bestehende Systeme scheint zu den häufigsten zu gehören. Wo liegen die Probleme?
Hier prallen zwei völlig verschiedene Welten und Paradigmen aufeinander. Das fängt schon mit den unterschiedlichen Sicherheitskonzepten zwischen Cloud- und On-Premise-Lösungen an. Vielfach können interne Sicherheitskonzepte nicht einfach auf die Cloud übertragen werden. Auch fehlt oft zu Beginn eine klare Governance zur Nutzung der Daten. Das birgt nicht nur Risiken in Bezug auf die Sicherheit, sondern auch auf mögliche ablauftechnische Fehlerquellen. Ein anderes Problem stellt oft die ungenügende Netzwerklatenz dar. Obwohl die Cloud für ihre Skalierbarkeit der Ressourcen geschätzt wird, steht sie je nach Distanz des Providers beim Laden grosser Datenintegrations-Workloads an. Auch hier muss an der Architektur der internen wie auch externen Cloud-Lösung gearbeitet werden, um die Netzwerkressourcen effizienter nutzen zu können. Die grössten Herausforderungen liegen jedoch nicht bloss in der Integration in die eigene Umgebung. Vielmehr gilt es, die Integration in einer Multi-Cloud-Umgebung zu beherrschen, und da fehlen vielfach die notwendigen Werkzeuge zur Überwachung und Steuerung.

Was bieten Cloud-Provider, um Unternehmen bei der Integration zu helfen?
Die Cloud-Provider haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Kunden bei der Integration ihrer Daten und Anwendungen zu unterstützen. Je besser sich Kunden an Standards orientieren, desto einfacher gelingt dies. Grundsätzlich muss man unterscheiden, welches Service Modell betrachtet wird. Bei SaaS-Lösungen werden oft API-Schnittstellen bereitgestellt, um dem Kunden verschiedene Aspekte der Lösungsfunktionalität zugänglich zu machen. Aber auch bei Plattform as a Service PaaS werden verschiedene Integrationslösungen angeboten. Oft lassen sich die Cloud Provider diese Integrationen je Funktionalität auch als Zusatzleistung honorieren. Stärker im Kommen sind die Bereitstellung von Cloud Integrationsplattformen. Darin enthalten sind oft auch ein sogenannter Enterprise Service Bus, welches im Grunde ein Architektur-Modell darstellt mit Regeln und Prinzipien zur Integration unterschiedlicher Applikationen.

Der Weg in die Cloud ist auch eine kulturelle Herausforderung. Wie sorgt ein Unternehmen für die Akzeptanz der Cloud bei seinen Mitarbeitenden?
Dies ist eine wichtige und zentrale Fragestellung, die sich Unternehmen möglichst früh stellen müssen. Mit dem Wechsel in die Cloud werden sehr viele Funktionen nicht mehr benötigt, weil sie neu durch die Provider wahrgenommen werden. Dafür wird es viele neue Aufgaben geben, wofür neue Skills benötigt werden. Das führt zu Unsicherheiten und Ängsten bei den Mitarbeitenden. Hier muss ein Unternehmen seine Verantwortung wahrnehmen: Den Wandel aktiv begleiten, aber auch offen und ehrlich kommunizieren. Auch braucht es ein Programm zur Unterstützung der Transformation auf der organisatorischen Ebene, in dem die Förderung und Ausbildung der Mitarbeitenden in die neuen Rollen ermöglicht wird. 

ÜBER UNS

Die IG EuroCloud Swiss bezweckt die Förderung von Cloud Computing in Theorie und Anwendung und den Einsatz Technologien, Konzepten und Methoden und verwandte Themen in der Schweiz. Sie vertritt die Interessen der Cloud Computing Community in der Schweiz und fördert den Austausch mit anderen Personen und nationalen und internationalen Organisationen.

Sie pflegt eine enge Zusammenarbeit mit Anbietern, Herstellern, Anwendern, Beratern, Hochschulen/Universitäten, Fachhochschulen, anderen Verbänden und dem Bund im Bereich Cloud Computing. Sie führt Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen zum Thema Cloud Computing durch.

Seit dem 1. Januar 2015 als Interessensgruppe in den Swico integriert.